ICH LIEBE DICH.
Ein mächtiger Satz. Ein Statement. Letztens sind mir viele Gedanken dazu durch den Kopf geschossen - warum diese einfachen 3 Worte so eine mächtige Kraft haben können und wie unterschiedlich auch solch eine Aussage gemeint sein und aufgenommen werden kann. Wann hast denn Du «Ich liebe dich» zum letzten Mal ausgesprochen? Wann war solch ein Statement an Dich gerichtet? Ist es lange her? Sehr lange? Oder war es erst gestern? Ist das ein heikles Thema für Dich? Ist es wichtig oder eher unwichtig? Spätestens hier muss fast jeder zugeben: Hören tun wir es alle gerne… Mit dem Sagen ist das manchmal so eine Sache. Von was hängt es denn ab? Vom Gegenüber, dem Gefühl, dem Zeitpunkt oder allem zusammen? In unserem Verständnis der romantischen Liebe und in einer Liebesbeziehung ist dieser Satz jedenfalls kaum wegzudenken. Bei den meisten Menschen gehört er dazu, sobald es zumindest «ernst» wird - was das auch immer im Einzelfall heissen mag… Jeder kennt ihn, die meisten haben ihn hoffentlich schon mal empfangen dürfen und auch selbst schon mindestens mal ausgesprochen. Gedacht hat ihn wohl schon jeder, behaupte ich. Was er aussagt und wann man dieses Statement äussert, das definiert ja jeder irgendwie doch für sich, oder?! Wahrscheinlich sind viele Leute der Meinung, dass dies kein Satz ist, den man einfach mal so rauslässt, der leichtfertig verwendet wird. Schon zu Anfangs einer sich anbahnenden Liebelei oder Liebesbeziehung kann bei dem Gedanken an die 3 magischen Worte die Leichtigkeit und Unbeschwertheit auch mal ganz schnell abhandenkommen. Die einen würden gerne so schnell wie möglich mit der Tür ins Haus fallen - sind die Gefühle doch so gross und die Schmetterlinge im Bauch so immens, dass diese Liebesbekundung nicht länger zurückgehalten werden will. Es ist das schönste Gefühl auf der Welt und dies möchte man doch schliesslich mitteilen! Für die anderen gleicht es einem gefährlichen Terrain, welches, einmal ausgesprochen, möglicherweise ungewünschte Dynamiken in Gang setzt, die gar so nicht beabsichtigt waren. Hast Du schon mal im Freundeskreis oder bei der besten Freundin/dem besten Freund nachgefragt, wie die das handhaben, wann sie mit diesem Satz «rausrücken»? Also ich schon. Für mache ist das ein wichtiges Thema, wenn denn dieser Satz doch eine wichtige Aussage, ein Geständnis ist. Und hier liegt wohl der Hund begraben: «Ich liebe dich» gleicht einem Geständnis. Der «Angeklagte» lässt die Hosen runter und ergibt sich. So hatte es jedenfalls mal ein Ex-Freund von mir bezeichnet. Ist es ein Zugeständnis? Ein Satz, der anscheinend viel offenbart. Die Ungewissheit, was solch ein Statement mit sich bringt, bringt viele in die Bredouille. Ich nehme hier mal die Frau-Mann-Beziehung als Beispiel. Der Mann fragt sich vielleicht, ob sie dann wohlmöglich gleich ans Zusammenziehen und danach an Hochzeit und Kinder denkt. Selbstverständlich in dem Tempo, welches die Dame sich wünscht. Gefühlt ist somit der Vertrag schon unterzeichnet, und der letzte Funken Freiheit erlischt jäh. Freiheit und «Ich liebe dich»… Mal ehrlich - für viele scheint das nicht zusammenzupassen. Die Frau hingegen fühlt sich nun vollkommen als Prinzessin. Sie kann endlich die Schublade ihrer letzten gefühlten Unsicherheit schliessen - na ja, jedenfalls nicht ganz ohne sich kurz zu fragen, ob er dies nicht doch leichtfertig zu JEDER sagt. Es soll auch Frauen geben, die zu diesem Statement einen Ring erwarten - jedenfalls einen reinen «Ring aus Liebe», ohne Verpflichtung… Na klar. Genau. Es scheint also auch eine gewisse Furcht damit verknüpft zu sein. Die Furcht vor den Erwartungen, welche solch eine Aussage mit sich bringt. Und hier nun ganz ehrlich an die Welt der Damen: befürchten viele Männer dies nicht auch zu Recht?! Es mag natürlich auch Fälle vice versa geben. Doch hauptsächlich Frauen mutieren nach dieser gefühlten Vorstufe von «Du bist die Einzige, meine Prinzessin, Dich heirate ich vielleicht irgendwann» letztendlich zum Klammeräffchen. Manche auch zum Klammeraffen. Im Laufe einer Liebesbeziehung können die magischen 3 Worte dann auch entzaubert werden. Hört man sie zu häufig, stumpft man ab. Hört man sie zu wenig, stellt man vielleicht die ganze Liebe und somit Partnerschaft in Frage. In welcher Beziehung/Ehe gab es nicht schon mal ein Thema deswegen? Vielleicht sogar eine Diskussion? Oder gar Streit??? So vielfältig wie die Menschen sind, so vielfältig sind auch die Meinungen zum «schönsten Satz der Welt». Auch hier gibt es nicht DIE eine Wahrheit. Meine Wahrheit ist jedenfalls die: Mehr oder minder haben wir fast alle auch hier eine gewisse Angst. Die Angst, uns nackt zu machen. Ja, auch nur die Hosen runter zu lassen. Manchmal aber sogar inklusive Unterhose. Ich mache mich verletzlich, angreifbar. Ich vertraue meinem Gegenüber etwas an. Ich offenbare etwas von mir, nämlich meine Gefühle. Öffne ich die Tür zu meinem Herzen so offensichtlich, steht sie offen. Kein "Access denied" mehr. Meine davor selbst errichtete Schutzmauer schmilzt vollends in dem Moment, wo diese 3 Worte über meine Lippen kommen. Auch hier schauen wir, wie in den meisten Fällen, einer Urangst in die Augen: der Ablehnung. Werden wir gar zurückgewiesen, für verrückt erklärt, wenn wir uns nach kurzer Zeit schon committen? Reagiert der andere mit Unverständnis, wenig romantisch und völlig irritiert? Ergreift das Gegenüber die Flucht, wenn ich den Schritt nach vorne mache und mich so offenbare? Die Bedeutung von Liebe zu erörtern würde hier den Rahmen sprengen. Sicher ist, dass nur ein Mensch, der in Liebe ist – zu sich selbst, zu seiner Mitwelt, zu der Natur usw. - auch völlig authentisch, klar und angstfrei diese 3 Worte aussprechen kann. Was Liebe an sich mit Selbstliebe zu tun hat, darüber schreibe ich ein anderes Mal. Wenn Liebe also ohne Erwartung und Druck ist, können wir diese 3 Worte aussprechen, wenn wir es fühlen und mitteilen möchten. Was immer Liebe in dem Moment für uns bedeutet. Wenn Liebe ein Geschenk ist, dass ich einfach geben möchte, so gibt es keine Erwartungshaltung. Wenn Liebe ein Geschenk ist, gibt es keine Angst vor Ablehnung. Wenn Liebe ohne Erwartung und Druck ist, können wir diese 3 Worte annehmen - und das unabhängig davon, was es für den anderen bedeutet und wer es ausspricht. Da ist kein unsichtbarer Vertrag, den ich unterzeichne. Kein Versprechen oder ein Gelübde. Sage ich «ich liebe Dich», so ist es nicht relevant, ob der andere es annehmen kann oder nicht. Es ist eine Aussage, in der ich mich und mein Gefühl mitteile und dies als Geschenk dem anderen überbringe. Als Gefühl der Wertschätzung, der Ehre… whatever. Somit können die 3 magischen Worte ebenso an alle (anderen) Menschen, die uns am Herzen liegen, gerichtet werden. Ja, das darf sein! Wir dürfen uns alle die Freiheit nehmen, dieses wunderbare Geschenk dann auszusprechen, wenn uns von Herzen danach ist! Uns achtsam bewusst werden, dass wir ein Bedürfnis haben… und dies nach Aussen tragen möchten. In 3 Worten. Ich glaube an uns mutige, liebevolle Menschen. Deshalb mein Appell: Haben wir mehr Mut, die Magie in unsere eigene Welt und die der anderen zu tragen. Haben wir mehr Mut zu sagen: ICH LIEBE DICH.
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